Nicht sehr bizarr — der erste Schultag und die Primarschule
Im Tages-Anzeiger hat Marah Rikli die Leserinnen und Leser auf den ersten Schultag vorbereitet: Man müsse mit Schubladendenken, Info-Wahnsinn, Strichlein, Überbetreuung, Elitenbildung und einem Klima der Angst rechnen, so ihr Tenor.
Heute Morgen war ich zu einem ersten Schultag eingeladen. In den nächsten drei Jahren gehe es um die 20 Kinder, war einer der ersten Sätze der Lehrerin — für sie seien sie und ihre Kolleginnen da, damit sie lernen können. Und die beiden ersten Lektionen lösten diesen Anspruch durchaus ein.
Die Volksschule ist eine Schule für alle Kinder. Lehrpersonen sind bemüht, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen, ihnen relevante Kompetenzen zu vermitteln. Klar lässt sich kritisieren, wie diese Kompetenzen vermittelt werden oder welche es sind. Ja, die Schulsozialisation zwängt Lernen in ein Korsett, gibt Lernwege vor, wo Kinder auch eigene Wege gehen könnten. Sie führt die absurde Vorstellung ein, Lernen müsste extern bewertet werden.
Aber so sehr ich diese Kritik teile, so wichtig scheint es mir auch, auf die Stärken der Volksschule hinzuweisen. Und die liegen im Aufbau verbindlicher Beziehungen zu Kindern aus allen Teilen der Bevölkerung und im Anliegen, sie miteinander in Kontakt zu bringen, egal wie groß die verschiedenen Ressourcen ihren Eltern sind.
An Primarschulen herrscht kein Klima der Angst, es werden keine Eliten gebildet. Aber es gibt schwierige Kommunikationssituationen, es besteht eine gewisse Verunsicherung in Bezug auf Methoden und Inhalte. Bashing bringt aus meiner Sicht wenig: Gefragt sind Menschen, die als Lehrerin oder Lehrer oder als engagierte Eltern mithelfen, die Schule für alle weiterzuentwickeln und zu stärken.